Es war wohl das heißeste Wochenende des Sommers 2019 – mit im Tal bis zu 40 Grad – für unser Bergfest gerade richtig: Sonne satt und warme Temperaturen bis in die Nacht. Doch mußte man wirklich früh aufsteigen um nicht völlig durchgeschwitzt oben am Berg anzukommen; doch wollte man rechtzeitig zur Bergmesse anwesend sein, war eh früh aufstehen angesagt. Das hat unsere Gäste allerdings nicht abgehalten den Berg zu erklimmen. Auch unsere Senioren haben sich früh aufgemacht, damit Sepp sie rechtzeitig an der Joch mit dem Unimog einsammeln konnte (Bild 1 Unimog).
Und dann trafen langsam alle Gäste, die nicht schon am Freitag hier waren (und schon so viel vorbereitet haben – ein Dank noch dafür) auf der Hütte ein.
Auch unser jüngstes Mitglied Maxl, der sich mit unserem ältesten anwesenden Mitglied Ernst bestens verstand (Bild Ernst).
Es waren dann alle zu Beginn der Messe im Garten versammelt, der Altar mit einem bunten Wiesenstrauß geschmückt.
Franz unser lieber „vereinseigener“ Pfarrer hatte wieder alles bestens vorbereitet:
Die Messe, die Predigt (siehe unten) und auch für die Musik war gesorgt, die sicherlich weit über den Berg zu hören gewesen ist.
Nach der Messe mußten sich alle erst mal mit Suppe und Bauernbrot stärken: so ein Aufstieg auf den Berg und dann singen und beten ist doch sehr anstrengend. (Bild Bergmesse)
Es war eine super Stimmung in unserem Garten, auf der Terrasse und in der Wiese, beim ratschen, tanzen (Bild Ernst), Mikado spielen (Bild Mikado) und Platteln. So verging der Nachmittag wie im Flug. Es mußte viel getrunken werden um den „Flüssigkeitshaushalt“ wieder auszugleichen, so manches Schweißtücherl war durchnäßt (sicher nicht nur das), aber alle waren guter Dinge, denn hier auf´m Berg waren die Temperaturen erträglich.
Nach all dem Spielen und Tanzen wurde dann das Kuchenbuffet eröffnet, das jeder Konditorei Ehre gemacht hätte; doch wer glaubt, dass für den nächsten Tag noch was übrig geblieben wäre, hat sich getäuscht.
Nach dem Kaffee haben sich die Senioren verabschiedet, Sepp hat sie wieder zur Joch gebracht und konnte dann auch endlich sein wohlverdientes Bier genießen.
Zwischen Kuchen und Grillen hat dann so mancher in der Wiese ein kleines Päuschen eingelegt – grillen ist schließlich eine ernste Angelegenheit. Die vielen leckeren Salate, Grillgemüse und Gegrilltes waren im nu verputzt (irgendwie macht die Bergluft doch hungrig).
Bevor wir uns dann bei Lagerfeuer, Gesang und lecker Bowle versammeln konnten, mußten noch die freiwilligen für´s abspülen und aufräumen gefunden werden. Aber in einer so tollen Gemeinschaft ist auch das kein Problem…
Es war ein harmonisches, gelungenes Fest, an das man gerne zurück denkt.
Sabine
Predigt
von Matthäusevangelium Kapitel 17 Vers 4
„Hütten bauen“
am Samstag, 29.6.2019, 11.30 Uhr
beim Berggottesdienst auf der Seewaldhütte/Achensee
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Festgäste, liebe Gemeinde,
mit einem bunten Strauß an Erinnerungen haben wir uns heute hier verabredet. 60 Jahre gibt es unsere Seewaldhütte nun schon, und wenn ich das in der kurzen Zeit meiner eigenen Mitgliedschaft richtig verstanden habe, gibt es unsere Sektion ja sogar noch ein bisschen länger.
Einen bunten Strauß an Erinnerungen haben wir heute sozusagen oben auf unseren Rucksack gebunden – und das sind ja erst die Geschichten, die wir selber mit dieser Sektionsgemeinschaft verbinden und mit diesem Ort, den wir schon so oft besucht haben.
Erst recht ist dazu noch jede Einzelheit an diesem Haus mit Erinnerungen behaftet – sei es, dass wir die Geschichte kennen, wie es dazu kam, dass dieses Detail heute eben genau so aussieht, wie es aussieht, oder wer damals die Idee gehabt hat, das so zu gestalten – dass das jeweils nicht nur persönliche, sondern auch gemeinsame Erinnerungsstücke sind, merken wir immer dann besonders, wenn es darum geht, etwas zu renovieren; und das ist nach 60 Jahren ja längst immer wieder nötig.
Denn da regt sich jedesmal ein schlechtes Gewissen, ob man etwas, das doch einmal gut war und mit Herzblut besorgt, heraufgeschafft, gebastelt, hergestellt, montiert und in Betrieb genommen worden ist, jetzt so mir nichts dir nichts zum alten Eisen gelegt und durch etwas Neues ersetzt werden kann.
Letztes Wochenende habe ich anhören können, wie schwer es ist, für die Fensterläden an der Stubenecke heute – wohlgemerkt heute – eine neue und wenigstens gleichwertige Lösung zu finden, weil die vorhandene kunstvolle Gehänge- und Gestänge- und Schiebekonstruktion allmählich ihren Dienst versagt.
Bei anderen Kleinigkeiten ist es möglicherweise ein bisschen leichter zu entscheiden, was wir mit der Erinnerung machen. Da könnte ich dieses merkwürdige
und etwas unbeholfen wirkende Kreuz nennen, das ein früherer und leider früh verstorbener Kollege für eine Bergmesse mangels eines anderen geeigneten Kruzifixes einmal hergestellt hat: das wird hoffentlich immer ein Erinnerungszeichen an dieser Hütte bleiben, und hoffentlich wird seine Geschichte auch den später Dazukommenden immer wieder erzählt – denn vom Erzählen lebt so eine Hütte ja, sonst hätte sie nicht den Wert, den sie für uns alle hat.
Und so wird jeder und jedem von uns zu irgend einer Kleinigkeit hier in und an der Hütte eine liebenswerte Geschichte einfallen! Da gibt es ja nichts, was nicht für einzelne seine ganz besondere Bedeutung hätte.
Petrus aber …
Der schon wieder! Der, der immer gleich mit handfesten Vorschlägen aufwartet, der der nicht erst zuwartet, ob vielleicht noch etwas Schöneres des Weges kommt, der der nicht zögert, das Große auszusprechen, und der auch Mut hat, der als Erster wieder Worte findet angesichts all der überwältigenden himmlischen Leuchtkraft, und der die Initiative übernimmt …
Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: „Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Ja, das kann unsereinem dann passieren, dass so viel Erinnerungen hervorschauen, dass eine einzige Hütte dafür gar nicht mehr ausreicht – für Jesus eine Hütte, für Mose eine Hütte und für Elia eine Hütte! Um Schlafplätze ging es da wohl, damit die Drei ihr Gespräch nicht frühzeitig abbrechen müssen, weil jeder wieder seiner Wege geht; um Platz für jeden einzelnen auch zum Rückzug, denn nach einem langen betrachtenden Gespräch sucht jeder auch immer wieder die eigene Ruhe und die Stille zum Nachdenken. Also drei Hütten!
Wie unsere Vorgänger und Väter und Mütter damals überhaupt auf die Idee gekommen sind, genau an diesem Ort eine neue Hütte zu bauen?
Wenn ich mich so umschaue, dann leuchtet mir das ein: Von diesem Platz aus haben wir einfach eine beeindruckende Rundsicht! Der kleine Sattel unter der Hochplatte – das ist doch wie gemacht für eine kleine Hütte!
Aber dann wurde es wirklich handfest: Ein Gebäude in dieser Höhe zu errichten, das erfordert eine menge Planung, Geduld, Zeit (Wochenendzeit derer, die werktags ja alle ihren Berufen nachgingen), Ideen, Kraft, passendes Werkzeug, und dazu dann auch ein geländegängiges Fahrzeug … !
„Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Hier ist gut sein, stellen auch wir hier heroben von Mal zu Mal fest! Hierher zu kommen, ist noch keine Weltreise, aber es ist weit genug von zuhause weg, um sich herausheben zu lassen vom aussichtslos verhangenen Alltag. Hier ist gut sein, und auch wenn wir manchmal nur für eine Übernachtung heraufgehen, so ist doch diese eine Nacht und der Abend zuvor und der Tag danach genau die Unterbrechung, nach der wir uns schon lange gesehnt haben – Sabbat, Ruhetag der übrigen Gedanken und Aufgaben.
Klar, auch hier heroben gibt es immer etwas zu tun. Davon können die noch lange erzählen, die schon eine Hütten- und Gästeverantwortung übernommen haben! Oder die, die zu den Arbeitstouren heraufkommen – und danach einige Tage nicht mehr wissen, wie sie gerade gehen sollen (so wie ich in der letzten Woche). Aber das alles ist eben trotzdem die wohltuende Unterbrechung – den Kopf heben, ringsum schauen, einfach schauen und die großartige Landschaft das Ihre tun lassen an meiner Seele!
Die wohltuende Unterbrechung – hier wirklich die Zeit finden für das ruhige Gespräch, von dem wir dann wieder lange zehren, und das uns aufbaut. Die wohltuende Unterbrechung – hier endlich einmal etwas tun, was in meiner Welt zuhause überhaupt nicht vorkommt – in einer Riesenreine für 16 oder noch mehr Leute kochen und mit dem riesigen Kochlöffel hantieren!
Holz in die Hand nehmen, den Aststrukturen im Holz nachgehen, und dabei spüren, welche Kräfte so ein gewachsenes Stück Holz in der Natur tatsächlich hat! Viel größere Kraft als die, die mir zu Gebote steht! Es gab Stammstücke, die wir letzten Samstag auch mit der großen Axt nicht zerteilt bekamen, so widerstandsfähig war das zersägte Holz immer noch!
„Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Ja, hier ist gut sein! Und diesen Satz will ich heute auch einmal dazu nutzen, mich bei denen zu bedanken, die mich hier jetzt schon zum wiederholten Mal mit umsorgter Küche, herrlich kräftigender Verköstigung, einladend hergerichtetem Schlafgemach und offenen Armen und Ohren empfangen haben – herzlichen Dank dafür!
„Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Von drei Paten will ich noch erzählen, die uns diese kleine biblische Geschichte für unser Hüttenleben hier auf der Seewaldhütte mitgibt: Jesus. Mose. Elia.
Der eine steht als Heiland vor uns. Im Alltag fällt uns das nicht so auf. Da ist sein Gewand so grau wie unser eigenes. Unter der Woche hört sich seine Stimme nicht immer so klar nach Heilandsruf an, auch wenn wir die Worte aus seinem Mund bestimmt schon einmal gehört haben:
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Aber hier heroben leuchten seine Worte plötzlich! Hier klingt das anders, wenn jemand zum Essen ruft und ein anderer die Getränke in einem Korb auf den Tisch stellt, und dann auch noch Radieschen und Tomaten und mindestens fünferlei Kuchen in meinen Mund hineinlachen! Der eine steht als Heiland vor uns, weil wir auch keinen anderen haben, der so kompromisslos und uneingeschränkt zu uns steht und neben uns geht: der „Gott mit uns“.
„Papa“ – so bringt er es uns bei. „Papa“ – das sollen wir zu Gott sagen, weil der so nah und erreichbar ist für uns wie der Papa, der uns einfach in seine Arme genommen hat, wenn wir als kleines Kind hilflos oder verletzt waren.
Der zweite Pate ist Mose. Bei Mose schlucken wir erst einmal. Das war doch der, der seinem Volk Israel die 613 Gottesgebote verkündet und ihnen so manchesmal die Leviten gelesen hat! Doch wir täuschen uns! Mose taugt nicht zum strengen Aufpasser. Er bringt die Idee mit (von seinem Besuch auf dem Gottesberg bringt er diese Idee mit …), dass wir untereinander sinnvoll begrenzte Zuständigkeitsbereiche brauchen. Keiner soll für alles zuständig sein. So redet er uns immer wieder geduldig zu. Das Eine und das Andere ist tatsächlich auch sinnvoll zu regeln – wenn denn das gemeinsame Wochenende auf der Seewaldhütte zu einem gelungenen Erlebnis werden soll. Da müssen dann auch alle eine kleine Aufgabe übernehmen, und Manches geht eben überhaupt nur auf diese Weise … Mose als Pate steht für mich für die gute Organisation – und für die Bereitschaft, den Rat anderer anzunehmen (und sei’s der Rat Gottes).
Und zuletzt Elia. Der dritte Pate unserer Freizeit- und Berggemeinschaft. Elia ist der Visionär, der Rückschläge erleidet und, obwohl er schließlich überhaupt keine Lust mehr hat und schon alles, ja sogar sein Leben hinwerfen will, wieder auf die Beine kommt, weil Gott ihm einen ganz neuen, einen überraschend anderen Weg zeigt, aus seiner Depression und Überforderung wieder herauszufinden.
Elia ist derjenige in der Bibel, der, nachdem er sich an der Seite eines starken, ja gewalttätigen Gottes wähnte, plötzlich feststellen muss, dass Gottes Art nun gerade überhaupt nicht das Auftrumpfen und Rechtbehalten ist, sondern das Kleinwerden und Neuanfangen und Atemholen für diesen einen Tag. Elia tut uns als Pate gut, weil er zuletzt auch die Tür zum Himmel offen hält. Manche sagen sogar, er habe noch gar nicht bis zuende leben können, weil Gott ihn vorher geholt habe – und deshalb rechnen sie mit seiner Wiederkehr noch in unseren Welttagen. (Unsere jüdischen Geschwister stellen ihm sogar jeden Sabbatabend einen eigenen Stuhl an den Tisch und richten ihm ein eigenes Gedeck, um vorbereitet zu sein, wenn er käme – und dafür steht die Wohnungstür an diesem Abend auch einen kleinen Spalt offen, damit er leicht hereinkommen kann.)
Das sind meine drei Paten für Euch, und das ist es, was das Hüttenbauen so besonders macht. Und deshalb schließe ich meine Predigt an Euch jetzt mit einem kräftigen „Amen – so soll es sein!“
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.
Franz Wich
Grafrath, am 28.6.2019